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Zeiterfassung verursacht negativen Stress

Das Zeitbudget für Deine Aufgabe ist fast überschritten. Die Uhr tickt. Der Stresspegel steigt. 🔴 Die Controlling-Ampel in der Agentursoftware springt gleich auf Rot.

Sobald das Zeitbudget überschritten ist, wird das Projekt angeblich »unprofitabel«. Dann »zahle man drauf.«

Aber was, wenn das Ergebnis aus Kundensicht noch nicht überzeugt? Dann wird eben weitergemacht – mit schlechten Gewissen. Und zunehmendem Stress. Und mit jeder zusätzlichen Minute wird die Ampel des Controllings roter und roter.

Kennst Du diese Situation?

In vielen Agenturen wird weiterhin die projektbezogene Zeiterfassung auf Mitarbeiterebene als Controlling-Werkzeug genutzt.

Aber kaum jemanden ist bewusst, dass die Zeiterfassung Stress und Druck bei den Mitarbeitern erzeugt und damit kreativer Wertschöpfung, Produktivität und Zusammenarbeit fundamental entgegensteht.

Warum ist das so?

Solche Zeitbudgets werden letztlich ohne Rücksicht auf tatsächliche Arbeitsprozesse festgelegt. Sie sind bestenfalls Schätzungen, aber aufgrund der Ungewissheit der Zukunft und der Komplexität von Zusammenarbeit in letzter Konsequenz willkürlich.

Sie führen zu einem ständigen Rennen des einzelnen Mitarbeiters gegen die Uhr, das schlimmstenfalls die Qualität der Arbeit beeinträchtigt.

Oder soll der Mitarbeiter den Stift fallenlassen, wenn das Zeitbudget überschritten ist? Das kann weder im Sinne des Kunden, noch der Agentur sein.

Ich kläre seit dem Jahr 2016 über die Mängel der Zeiterfassung in Agenturen auf. Unzählige Agenturunternehmerinnen und -unternehmer haben seitdem die Zeiterfassung abgeschaltet. Spätestens als sie sich bewusst gemacht haben, dass sie ihre Mitarbeiter nicht einem solchen negativem Stress ausliefern wollen.

Ich kann mich sehr gut erinnern, als eine Mitarbeiterin in dem Moment, als die Abschaltung der Zeiterfassung verkündet wurde, in Tränen der Erleichterung ausgebrochen ist.

Aber wie geht es ohne Zeiterfassung? Es geht um den Fokus auf das bestmögliche Ergebnis aus Kundensicht.

Dafür braucht es Klarheit über die Erwartungen des Kunden und eine Arbeitsorganisation, die dies auch best- und schnellstmöglich erreichen kann.

Dafür braucht es Zusammenarbeit als Team, zu dem auch naturgemäß der Kunde gehört.

Es braucht einen Liefertermin, auf den alle gemeinsam mit Energie und Verbindlichkeit hinarbeiten.

Aber es braucht keine starren Zeitlimits pro Mitarbeiter. Es braucht keine Zeiterfassung, die nur den einzelnen unter negativen Stress setzt.

Das Bild stammt vom Agenturfestival. Im Hintergrund siehst Du Agenturunternehmer und Mitarbeiter, die gemeinsam daran arbeiten, einen Arbeitsprozess effektiver und reibungsloser zu gestalten. Dafür nutze ich gerne Spiele, denn dies macht es greifbar. Schnell wird klar: Dafür braucht es keine tätigkeitsbezogene Zeiterfassung, sondern die Arbeit am Arbeitssystem als Ganzes. Ein gewaltiger Unterschied.

Veröffentlicht am 19. Juni 2024 von Markus Hartmann.
Markus Hartmann

Ich schreibe über Preise, Wert und bessere Zusammenarbeit. Im weiteren Sinne über unternehmerisches, menschliches Handeln.

Dieser Beitrag gehört zu folgenden Themengebieten

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  1. Sehr interessanter Artikel. Das ist in Agenturen ein wirklich viel diskutiertes Thema. Für unseren Chef ist die Zeiterfassung (leider) unabdingbar, er argumentiert auch, dass die Zeiterfassung dazu dient, dem Kunden gegenüber jederzeit nachweisen zu können, wie lange wir für etwas gebraucht haben. Zudem benötigen wir das als Erfahrungswerte, mit wir zukünftige Projekte wohl besser planen und kalkulieren können…..

    VG Robert

    1. Lieber Robert, vielen Dank für den Kommentar. Ja, das sind die gängigen Argumente, die zugunsten der Zeiterfassung angeführt werden. Lass mich sie kurz einordnen: In einer guten Kunde-Agentur-Beziehung geht es um Vertrauen und darum, dass Vereinbarungen eingehalten werden. Zeiterfassung und der Wunsch nach Nachweisbarkeit ist letztlich das Gegenteil von Vertrauen: Misstrauen. Und dies ist wiederum keine gute Grundlage für (geschäftliche) Beziehungen. Schaut man in eine Zeiterfassung, erkennt man schnell, dass letztlich jedes Projekt, jede Aufgabe anders ist – denn sie dauern innerhalb einer oberen und unteren Bandbreite letztlich alle mal länger, mal kürzer, mal deutlich länger, mal ganz schnell. Wie kommt man da raus? Am besten durch den Verzicht auf die Zeiterfassung. Wie ist der Einstieg? Am besten über mein Seminar Preisfindung in Agenturen (findest auf dieser Website). Fragen? Sehr gerne. LG Markus

      1. Hi Markus,

        ich kann deiner Einordnung gut folgen. Vertrauen ist beim Chef insofern nicht vorhanden, weil er für alle Fälle immer nachweisen möchte. Das ist bei dem so drin und wird man auch nicht herausbekommen… LG Robert

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