102 Euro durchschnittlicher Stundensatz laut freelancermap. Aber wie sieht es bei Agenturen aus? 😬
Bei obiger Zahl handelt es sich um einen Durchschnittsbetrag.
Durchschnittswerte spiegeln jedoch nicht immer die ganze Wahrheit wider. So berücksichtigen diese beispielsweise Extremwerte nicht angemessen.
Oder anders gesagt: »Man kann auch in einem Fluss ertrinken, der im Durchschnitt nur einen Meter tief ist.«
In meinem Alltag erlebe ich eine gewisse Bandbreite von möglichen Stundensätzen in Agenturen. Mir fällt jedoch auf, dass auch Stundensätze von unter 100 Euro gar nicht mal so selten anzutreffen sind. Vor allem bei langjährigen Kunden, die in vielen Agenturen zu einem großen Teil zu den Einnahmen beitragen.
Hier kommt erschwerend hinzu, dass diese Stundensätze teilweise schon seit vielen Jahren gar nicht oder nur zaghaft angepasst wurden.
Klar, ich kenne auch Agenturen, die 150 Euro und mehr pro Stunde kalkulieren. Dies sind aber nach meiner Wahrnehmung eher die Ausnahme.
Zumal hier folgendes zu beobachten ist: Was bringt ein nomineller Stundensatz von 150 Euro, wenn die in Wirklichkeit in der Zeiterfassung gebuchten Stunden nicht selten bei 200 Prozent über den kalkulierten Stunden des Angebots liegen? Sind wir dann nicht bei 75 Euro pro Stunde – und lügen wir uns damit nicht über die absolute Höhe des Stundensatzes in die eigene Tasche?
Wer sich an solchen durchschnittlichen Stundensätzen in seiner eigenen Wirtschaftsrechnung und bei seiner Preisfindung orientiert, überlässt die Preissetzung einem abstrakten Gebilde namens Markt. Aber der Markt handelt nicht, es sind wir Menschen, die handeln.
Wer sich an (durchschnittlichen) Stundensätzen orientiert, verzichtet auf etwas, das – etwas sperrig – als Preissetzungsmacht (Pricing Power) bezeichnet wird.
Aber genau darum geht es im unternehmerischen Handeln: Durch eine möglichst gute Positionierung genau die Angebote zu schaffen, für die Kunden bereit sind, zu bezahlen. Und zwar im Regelfall (deutlich) mehr, als dies ein Stundensatz kalkulierter Preis greifen kann.
Das ist einer von vielen Gründen, warum ich von Stundensätzen als Kalkulationsgrundlage und Bezugsgröße zur Agentursteuerung abrate.